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Postkarten-Prosa 12/13 Die Lehmanns Teil 2
Und sei ehrlich, es gibt nicht ein Cadaques, es gibt dein Cadaques.
Schon das Strandcafe nebenan hast du in fünfzehn Jahren nur einmal besucht, oder die Pizzerien, Tür an Tür neben dem La Gritta, hier werden die Stammgäste nicht weniger herzlich begrüßt,
sind Terra incognita.
Um so öfter du die selben Wege gehst, um so tiefer graben sie sich ein, bis sich dein Horizont verengt. So bewegst du dich auf festen Bahnen und wer die nicht kreuzt, bleibt unentdeckt.
Wer weiß, wie viele parallele Welten hier existieren?
Am wahrscheinlichsten trifft man sich noch im Supermarkt, aber auch davon gibt es in Cadaques drei, so weit dir bekannt ist.
Und schließlich erlahmt dein Eifer.
Ist es nicht einfach nur schön hier zu sein. Im Strandcafe zu sitzen.
Hinter den dunkel getönten Brillengläsern die Augen zu schießen, und die Seele setzt die Sonnensegel.
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Wenn da jetzt nicht dieser Schatten wäre.
Wer steht dir im Licht?
Ein Blick und dir wird alles klar:
Er, so ein markanter Typ mit Mütze und rotem Schal, Sie zierlich, brünett, Pagenschnitt, trägt gerne hohe Lederstiefel zur Jeans.
"Guten Tag, Lehmann mein Name. Gehören sie nicht zu dieser Truppe, die hier schon seit Jahren um Silvester herumvagabundiert?"
Du nickst.
"Schon viel von ihnen gehört. Ich soll sie Grüßen."
     
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